Einblicke in mein Leben mit ME/CFS

 


Da ich gerade oft gefragt werde, was ich habe, (wegen derVerabschiedung als Redaktorin des Kavallo - Das Schweizer Pferdemagazin), hier der Link zu meiner Erkrankung: https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/

Kurzinfo: «ME/CFS-Betroffene leiden neben einer schweren Fatigue (körperliche Schwäche), die das Aktivitätsniveau erheblich einschränkt, unter neurokognitiven, autonomen und immunologischen Symptomen.»

Ich habe vor allem neurologische/kognitive Manifestationen:

- Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit und der Konsolidierung des Kurzzeitgedächtnisses

- Schwierigkeiten mit der Informationsverarbeitung, mit Kategorienbildung und Wortfindung

- Bei Überlastung durch kognitive und sensorischen sowie emotionale Einflüsse kann es zu Rückfällen und/oder dauernder Verschlechterung kommen (oft Lichtempfindlichkeit und Überempfindlichkeit gegenüber Lärm)

- Wahrnehmungs- und sensorische Störungen: z.B. räumliche Unsicherheit und Desorientierung, Unfähigkeit, den Blick zu fokussieren, flirrende, blitzende oder verschwommene Sicht, Doppelbilder

- Verwirrtheit, Desorientiertheit, Unfähigkeit, zu planen oder Zahlen korrekt abzuschreiben (Rechnungen, usw.)

- Ataxien (Bewegungskoordinationsstörungen)

- Muskelschwäche, Muskelkrämpfe und Muskelzuckungen

- Taubheit und Kribbeln in allen Fingern und Zehen

Tageslicht und normale Geräusche (auch etwas lautere oder hohe Stimmen) führen bei mir unmittelbar zu Schmerzen und Verschlechterung aller Symptome.

Für E-Mails oder Posts brauche ich bis zu einer Stunde. Für Artikel oft mehrere Tage.

Telefonate, Besuche oder Emotionen wie Freude, Trauer oder Enttäuschung verbrauchen die zur Verfügung stehende Energie von zwei bis drei Tagen und können auch eine dauerhafte Verschlechterung auslösen.

Die Krankheit ist unheilbar und es gibt keine erprobten Medikamente gegen die Symptome. Off-Label werden diverse Medikamente versucht, beispielsweise Aids-, MS, Schizophrenie- oder Krebsmedikamente. Jedoch ist jeder Medikamentenversuch eine Lotterie, kein Medikament hilft allen ME/CFS-Betroffenen und die Gefahr, dass sich die Krankheit durch die Medikamententherapie stark verschlechtert, ist genau so gross wie die Möglichkeit, dass sie hilft oder dass sie vollkommen wirkungslos bleibt.

Mein erster Versuch im Januar dieses Jahres mit einer Medikamententherapie, welche vielen Betroffenen hilft, hat leider zu einer starken und anhaltenden Verschlechterung geführt.

ME/CFS entwickelt sich oft nach Virusinfektionen (EBV, Borreliose, Zoster), nach Antibiotika-Therapien (Gruppe der Fluorchinolone), durch schwere Unfälle oder nach OPs und in seltenen Fällen auch durch Impfungen. Früh erkannt und mit viel Ruhe und Schonung therapiert kann es oft abgemildert oder die Chronifizierung ganz vermieden werden. Bei mir hat die Diagnose über ein Jahr lang gedauert, eine Heilung ist deshalb nicht mehr möglich.

PS: Ich habe dies nicht etwa gepostet, um Mitleid zu erheischen, sondern um meine Facebook-Reichweite für #MEAwareness ein letztes Mal zu nutzen. Ich werde meinen Facebook-Account im Laufe der nächsten Wochen löschen und mich vollständig aus den sozialen Medien zurückziehen.

Wer nach meinem Facebook-Exit hier auf dem Laufenden zu ME/CFS bleiben möchte, dem empfehle ich den Account von Faraz Fallahi, der sich aus seinem dunklen Zimmer heraus extrem für alle Betroffenen einsetzt ❤️

#MECFS ist keine seltene, aber eine kaum bekannte Krankheit, die oft auch von Ärzten verkannt, falsch behandelt und dadurch verschlimmert wird. Je mehr davon wissen und erfahren, dass aus Covid #longcovid und aus Long-Covid ME/CFS werden kann, umso grösser die Chance, dass dieses Schicksal dem einen oder der anderen erspart bleibt 🙏🍀🙏

PPS: Vielen Dank für die vielen Hilfsangebote und Einladungen, aber das Einzige, was mir wirklich hilft, ist Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe im dunklen Schlafzimmer.

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